Das Problem Privatschule...

Berlin, 12.05.2014


Gibt es überhaupt Privatschulen? In der Zeitung und in Fernsehbeiträgen wird immer wieder von ihnen gesprochen. Für die einen sind sie die Lösung für (fast) alle Probleme im Bildungsbereich, für die anderen sind sie die Verhinderung jeder schichtunabhängigen Bildung.

Schule in der BRD muss richtiger Weise immer öffentlich, also für viele / alle zugänglich sein. So sehen es die Gesetze vor. Richtiger Weise müsste man von öffentlichen Schulen in staatlicher Trägerschaft und öffentlicher Schulen in Freier Trägerschaft sprechen. Nichtöffentliche Schulen darf es nicht geben.

Wer sich den Titel Privatschule auf sein Schulgebäude oder Briefpapier schreibt, will sich vermutlich abheben, einen Hauch von Exklusivität verbreiten und zahlungskräftige Eltern ansprechen.

Widersprüchlich ist die Finanzierung von öffentlichen Schulen in Freier Trägerschaft. Auf der einen Seite erhalten sie (je nach Bundesland) ca. 62% bis 80% der entstehenden Kosten (im Vergleich zu staatl. getragenen Schulen) erstattet. Gleichzeitig wird ihnen vorgeworfen, dass sie durch die Erhebung eines (einkommensabhängigen) Schulgeldes sozial selektieren würden. Auflösen ließe sich dieser Widerspruch durch eine vollständige Finanzierung der Schulen in Freier Trägerschaft bei gleichzeitigen Verzicht auf jede Form der Schulgebühr. Auch den (berechtigten) Vorwurf, dass Schulen in Freier Trägerschaft unter den Tarifverträgen Löhne zahlen, könnte man lösen, wenn eine vollständige Finanzierung an eine tarifliche Bezahlung gekoppelt wäre. Wer Schulen in Freier Trägerschaft die soziale Auslese und die niedrigen Löhne vorwirft, muss auch die Einschränkungen durch die staatlicherseits geringere Finanzierung berücksichtigen. Sonst wird sich das Dilemma nicht auflösen.

Die Schullandschaft in Europa ist zumindest seit 200 Jahren eine vielfältige Landschaft der verschiedensten Ideen und Ansätze. Unabhängig von der Trägerschaft der konkreten Schulprojekte, konnten sich alle reformieren und weiter entwickeln. Dabei kann ein und das selbe Konzept in staatlicher oder freier Trägerschaft umgesetzt werden. Manche Reformideen lassen sich in der einen, andere wiederum in der anderen Trägerform leichter umsetzen. Die Idee einer (staatlich getragenen) Einheitsschule mag Bildungsgerechtigkeit versprechen - eingelöst hat sie das bis heute nicht.

Projekte wie die Freie Bürgerschule Wedding werden zeigen, dass 'bildungsferne Elternhäuser' erreichbar sind! In dieser Schule werden auch die Eltern 'zur Schule gehen'. Sollte dieses Vorhaben gelingen, können andere Schulen profitieren.

Grundsätzlich sollten alle Schulen (unabhängig von der Trägerschaft) voneinander lernen und Reformideen austauschen.

Schulen für alle (unabhängig ihrer Herkunft) sind unverzichtbar und erstrebenswert. Soziale Ungleichheit muss überwunden werden. Entscheidend hierfür ist aber nicht die Form der Trägerschaft. Entscheidend ist die Finanzierung der Schulen.

 

Matthias Hofmann