Kobanè:

Nach dem Widerstand kommt der Wiederaufbau

(von Matthias Hofmann)

 

Kobanè ist frei, aber in Trümmern...

Die Nordsyrische Stadt Kobanè ist zum Symbol geworden. Mehr als vier Monate lang versuchten schwerbewaffnete Einheiten des sogenannten 'IS' die Stadt an der Grenze zur Türkei zu erobern. Zwischenzeitlich sah es so aus, als ob die Angreifer Erfolg haben könnten. Mit Unterstützung von mit schweren Waffen ausgerüsteten Peschmerga-Soldaten aus dem Irak und Luftschlägen der von den USA angeführten Koalition gegen den 'IS' gelang es den Volksverteidigungseinheiten von YPG und YPJ, die gegen ihre Stadt gerichtete Offensive zurückzuschlagen.

Der Preis, den die Menschen von Kobanè zahlen mussten, ist hoch. Viele haben alles verloren, die Stadt ist mindestens zur Hälfte zerstört. Jetzt geht es um erste Hilfsmaßnahmen und an die Vorbereitung des Wiederaufbaus.


Es fehlt ein Hilfskorridor...

Wasser, Lebensmittel und medizinische Nothilfe laufen an. Da der Winter dieses Jahr besonders kalt ist, werden auch wärmende Kleidung und beheizbare Notzelte benötigt. Politisch wird versucht, endlich die Öffnung der Grenze zur Türkei zu erreichen, damit über einen Hilfskorridor die Menschen in Kobanè versorgt werden können. Etwas 15.000 Zivilist_innen haben die Monate des Kampfes in der Stadt ausgeharrt, darunter auch zahlreiche Kinder. Das dieser Hilfskorridor nicht eingerichtet wird, ist ein Armutszeugnis für die politisch verantwortlichen.

Die Volksverteidigungseinheiten bemühen sich nach Kräften, die Dörfer im Umland von Kobanè von Einheiten des 'IS' zu befreien. Das ist eine notwendige Bedingung für den Wiederaufbau, damit der Beschuss der Stadt und der Zufahrtsstraßen durch den 'IS' nicht mehr möglich ist.

„Kurden-Sprecher Idriss Nassan sagte, dass die Stadt nur Dank der Koordination mit der nordirakischen Peschmerga-Armee und der internationalen Koalition - die Luftangriffe auf die Dschihadisten fliegt - befreit werden konnte. Für die derzeit rund 15 000 Bewohner sei es im Moment aber noch unmöglich, ohne Hilfe über die Runden zu kommen. Es gebe weder Essen noch Kleidung oder Medikamente. Deswegen sei ein Versorgungskorridor nötig.“ (NZZ vom 31.01.2015)


Demokratischer Aufbruch in Rojava...

Mit dem Abzug der Assad-treuen Truppen vor mehr als zwei Jahren stand die überwiegend kurdische Bevölkerung in Nordsyrien vor einer der seltenen historischen Situationen, in denen es Spielräume für eine selbstbestimmte gesellschaftliche Alternative gibt. Die Bevölkerung organisierte eine Selbstverwaltung, die durchaus vom Aufbau her an Ideen einer Basisdemokratie erinnert. In drei Kantone aufgeteilt nennt sich die gesamte Region heute Rojava. Im Gesellschaftsvertrag von Rojava wird das Zusammenleben geregelt. Dabei wurden dem Schutz ethnischer Minderheiten, der freien Religionsausübung, dem Recht auf freie Meinungsäußerung und der Gleichberechtigung von Frauen und Männern zentrale Bedeutung beigemessen. Durch diesen demokratischen Aufbruch, der punktuell an die Spanische Republik von 1936 anknüpft, bietet für Syrien und darüber hinaus einen realen Gegenentwurf zu (postkolonialen) Herrschaftsstrukturen, die in der Region prägend sind.


Wiederaufbau...

Die Stadt Kobanè ist in weiten Teilen zerstört. Die Bilder der Ruinen sind um die Welt gegangen. Um den Wiederaufbau zu koordinieren, wurde eine Expert_innenkommission gebildet. Im Rahmen des Wiederaufbaukonzeptes wird es eine Untergruppe geben, die den Aufbau von Schulen organisiert. Von 13 Schulgebäuden müssen 10 wieder aufgebaut werden. Bis die Schulen wieder arbeiten können, werden die heimkehrenden Kinder und Jugendlichen in Zelten unterrichtet.


Mit der Initiative 'Eine Schule für Kobanè' soll der Aufbau eines Schulstandortes unterstützt werden. Ziel ist es, den Akteur_innen in Kobanè soviel Unterstützung wie möglich zukommen zu lassen. Ideel, finanziell und bei Bedarf auch ganz konkret durch tatkräftige Mitarbeit beim Wiederaufbau einer Schule.

Es geht explizit nicht um 'Entwicklungshilfe'. Die Menschen in Kobanè wissen selbst am besten, was sie brauchen und wie sie ihre entstehende Demokratie entfalten können. Es geht 'nur' um die Unterstützung der Pläne, die vor Ort geschmiedet werden.


Eine Schule für Kobane...

Um dieses Ziel zu erreichen, braucht die Initiative 'Eine Schule für Kobanè' Unterstützung:

- Durch das Bekanntmachen der Initiative selbst (in sozialen Netzwerken, in persönlichen Gesprächen, in den Medien, …).

- Durch die Suche nach Menschen, die den Spendenaufruf unterzeichnen. Durch massenhaftes Unterzeichnen des Aufrufs kann deutlich werden, dass viele Menschen solidarisch mit der Bevölkerung von Kobanè sind.

- Durch Geldspenden.

- Durch die Mithilfe beim Gestalten und Drucken von Informationsmaterialien.

- Durch das Bereitstellen von Sachverstand und Ressourcen.

- Durch die konkrete Ansprache von Entscheidungsträger_innen, die Hilfsgelder beisteuern können.

- Durch Unterstützung bei der Vernetzung der Initiative.

- Durch die Vermittlung von Pressekontakten.

- Durch das Einbringen eigener Ideen.

- …


Damit die Kinder von Kobanè bald wieder in Frieden leben und lernen können.


Zur Initiative 'Eine Schule für Kobane'.