Kein Kopftuch zu viel

Berlin, 22.02.2014


Die Bilder von Demonstrantinnen während der 'Arabellion' haben sichtbar gemacht, was einigen Menschen (auch ohne Migrationshintergründe) schon vorher klar war: Auch Frauen mit Kopftuch können demokratische Rechte einfordern. Das Vorurteil, dass alle kopftuchtragenden Frauen unterdrückt würden oder demokratiefeindliche Einstellungen hätten, hält sich bedauerlicher Weise noch immer. Sie dürfen in staatlich getragenen Schulen nicht als Lehrerinnen arbeiten, weil unterstellt wird, sie würden ein Symbol der Unterdrückung tragen.

 

Während meines Studiums habe ich im Stadtteilprojekt von Arbeit & Leben in der Mainzer Neustadt mit vielen Muslimas zusammen gearbeitet. Noch bevor ich mir Gedanken um die Bedeutung eines 'Kopftuches' gemacht habe, haben wir uns persönlich kennen und schätzen gelernt. Erst später wurde ich damit konfrontiert, dass ein Kopftuch 'Ausdruck einer demokratiefernen' Weltanschauung sei. Das passte so gar nicht zu meinen Erfahrungen mit Sevgi, Aysegül und den anderen.

 

Es mag sein, dass es unter der Überschrift 'Islam' undemokratische Einstellungen gibt. Genauso gibt es sie unter den Überschriften 'Christen', 'Fußballfans' oder 'Imker'. Es käme aber niemand auf die Idee, allen Imkerinnen, Christinnen oder weiblichen Fußballfans den Weg in den Schuldienst zu verweigern. Wie absurd ist es da, dem Kopftuch eine solche Bedeutung zuzuschreiben?!

 

Vielmehr müsste unser Grundgesetz oder noch besser die allgemeine Erklärung der Menschenrechte als Grundlage dienen, um unterrichten zu dürfen. Unabhängig von Kopftuch, Fußballclub, Imkerei oder anderen Entscheidungen.

 

Von daher gilt auch für die Kollegien an den Schulen: Kein Kopftuch ist zu wenig.

 

Matthias Hofmann